Schwarzer Tag für den Wald

Abkehr der schwarz-roten Landesregierung von hohen Standards bedeutet dramatische Zäsur für Wald, Natur und Mensch Beim Abbau von Umweltstandards hat die Landesregierung keine Zeit verloren: Anfang des Monats hat Schwarz-Rot im Eilverfahren das FSC-Siegel für nachhaltige Forstwirtschaft beendet. Das bedeutet: Ab sofort müssen die Hessinnen und Hessen in ihrem Wald mit mehr Chemie, mehr Holzeinschlag und weniger heimischer Artenvielfalt rechnen. Der Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN Landtagsfraktion Mathias Wagner hat sich heute im Wiesbadener Stadtwald gemeinsam mit der Wiesbadener Bürgermeisterin Christiane Hinninger und seinen Landtagskolleginnen Martina Feldmayer und Lara Klaes sowie Mitgliedern des BUND Hessen und des FSC Deutschland über die Auswirkungen informiert.

Jörg Nitsch, Landesvorsitzender BUND Hessen: „FSC steht für Forest Stewardship Council, es wird weltweit vergeben, hat aber je nach Land teils unterschiedliche Kriterien. Die von externen Gutachtern durchgeführten Kontrollen stehen für Qualität und Transparenz, das ist uns besonders wichtig. In Deutschland haben wir hohe Naturschutzstandards, ein weitgehendes Pestizidverbot und nutzungsfreie Flächen für den Arten- und Biotopschutz. Ökonomische, soziale und ökologische Aspekte werden auf Augenhöhe miteinander verhandelt und beschlossen, alle 3 Gruppen haben gleichrangige Rechte, das führt zu gerechten Ergebnissen, die dann gemeinsam getragen werden. Die Beschränkungen auf maximal 20 Prozent fremdländischer Baumarten lässt Raum für die einheimische Fauna und Flora, bietet aber gleichzeitig Möglichkeiten für einen resilienteren Waldauf- und -umbau.“

Christiane Hinninger sieht in einem FSC zertifizierten Wald ein großes Potential für ihre Kommune: „Es ist bedauerlich, dass für den Staatswald die FSC-Zertifizierung beendet wird. Wir in Wiesbaden werden unseren Stadtwald auch zukünftig nach Naturland und FSC zertifiziert bewirtschaften. Mit Blick auf den Klimawandel und Artenschutz können wir so unseren Wald am besten für die Zukunft sichern.“

Elmar Seizinger von FSC Deutschland bedauert die Entscheidung der Landesregierung und weist darauf hin, dass FSC das mit Abstand bekannteste und glaubwürdigste Zertifizierungssystem im Wald sei. Das verantwortungsvolle Waldmanagement von Waldbesitzenden werde hervorgehoben, die sich damit von konventionell wirtschaftenden Betrieben abgrenzen könnten. Die Nachfrage nach FSC-zertifizierten Holz- und Papierprodukten nehme weltweit stetig zu und schaffe wirtschaftlich interessante Perspektiven für entsprechend zertifizierte Waldbesitzer. HessenForst verbaue sich und seinen Kunden in der Weiterverarbeitung die Chancen, davon zu profitieren.

Neben den inhaltlichen Problemen wundern sich die GRÜNEN Abgeordneten auch über das organisatorische Vorgehen von Schwarz-Rot: „Es gab überhaupt keinen Grund zur Eile. CDU und SPD verlieren durch dieses Hauruckverfahren weiter an Glaubwürdigkeit, denn vor wenigen Wochen hatten sie noch versprochen, die FSC-Mitgliedschaft gründlich zu ‚evaluieren‘. Nun zeigen sie in aller Deutlichkeit, dass sie den FSC-Standard einfach nur loswerden wollen. Eigentlich dürfte der Staatswald dieses Zertifikat noch bis ins Frühjahr 2025 tragen. Den Landesforstbetrieb lässt die Regierung zudem als unzuverlässigen Partner dastehen, der Unternehmen plötzlich nicht mehr das vereinbarte, zertifizierte Holz liefern kann. Von der einstigen Nachhaltigkeitsinitiative, die noch von dem ehemaligen CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch eingeführt wurde, bleibt im hessischen Wald nichts mehr übrig. Die Abkehr in der hessischen Waldpolitik von hohen Standards ist eine dramatische Zäsur und steht auch beispielhaft dafür, welch geringen Stellenwert Natur- und Klimaschutz für die heutige Landesregierung hat.“